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War die Tagesarbeit getan gingen die Männer des Dorfes gerne mal in den Kretscham, um sich am Stammtisch das Neuste vom Tage zu berichten. Die Gaststätte lag zentral in der Mitte des Dorfes. Die Oberdörfler benutzten ganz gerne auch einmal eine Abkürzung über den nahegelegenen Kirchhof. Dieser war auf der Eingangsseite mit einem großen schweren Eisentor geschützt, da es dieses jedoch nur auf einer Seite gab, blieb das Tor Tag und Nacht offen.
Eines Abends es war schon spät, beschloss Erwin, um schneller vom Stammtisch nachhause zu kommen, auch mal im dunklen über den Kirchhof zu gehen. Dieses wurde von den Einwohnern vermieden, denn wars am Tag eine schnelle Abkürzung, konnte man es jedoch Nachts nicht empfehlen. Es war stockdunkel, wenn nicht grade der Mond durch die Wolken hervor schaute. Erwin nahm allen Mut zusammen und sagte zu sich: „Was soll mir denn schon passieren, wenn ich auf dem Weg bleibe, ich kenne den wie meine Westentasche.“
Als er so über den Friedhof ging, war ihm schon etwas gruselig zumute. Doch beschwipst von Bier und Schnaps, verwarf er alle Bedenken. Endlich, er war dem Ausgang schon nahe, hielt er inne und schaute über die vom Mond erhellten Gräber hinweg. Er sah einige schemenhafte Gestalten, die um ein Grab standen.
Na sapperlot, was machen die denn mitten in der Nacht auf dem Friedhof, dachte er bei sich. Neugierig geworden vergaß er seine eigene Warnung, nicht vom Wege zu weichen. Er schlich sich näher heran um besser sehen zu können. Hinter einen steinernen Engel, der groß genug war, ihn zu verbergen, hielt er inne und schaute in Richtung des grusligen Geschehens.
Die Leute, die um das Grab standen, waren altmodisch gekleidet. Die Männer trugen einen Frack und hielten ihren Zylinder vor sich in der Hand. Die Damen trugen lange Kleider, ihre Köpfe zierten große Hüte. Einer grub fortwährend das Grab aus, die anderen schauten schweigend zu. Was in Gottes Namen ist das für ein Teufelszeug, dachte sich Erwin und bekreuzigte sich mehrmals.
Als er sich leise weg schleichen wollte, verspürte er einen Schlag auf den Kopf, er sank zu Boden.
Als er im Morgengrauen erwachte, lag er in dem frisch ausgehobenen Grab. Er war sofort hellwach. Mit Mühe und Not kletterte er aus dem Grab heraus, was nicht einfach war. Die lockere Erde hinderte ihn, immer wieder daran, immer wieder gab sie nach und er rutschte zurück ins Grab. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit und dem Grauen der letzten Nacht vor Augen, schaffte er es schweißgebadet heraus.
Der Totengräber, der zur frühen Morgenstunde zur Arbeit ging, sah von weitem das Geschehen am Grab. Er lief schnell heran und was sah er. Es war Erwin, der mühselig wild mit dem Armen rudernd versuchte aus dem Grab zu klettern.
Im ersten Moment, wütend von so viel Unvernunft, musste er doch von dem komischen Aussehen der Sache laut lachen.
Dieses Ereignis erzählte er am Abend am Stammtisch zum Ärgernis von Erwin. Dieser berichtete seinen Teil der Story, die ihn keiner glauben wollte, erst als mehrere Passanten merkwürdige Dinge auf dem Kirchhof beobachteten, glaubte man ihm.
Ein Bischof weihte den Kirchhof und es zog wieder Ruhe und Frieden ein, außer wenn wieder mal einBetrunkener in ein offenes Grab fiel, um dort seinen Rausch auszuschlafen, diese Option blieb auch weiterhin bestehen.
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